Bei “Du fragst – ich antworte.” kannst du mir Fragen stellen, die ich dann per E-Mail und auch im Blog beantworte.
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In diesem Zusammenhang habe ich folgende Frage erhalten: Wie kann ich Einsamkeit vorbeugen?
Wow, da tauchte sie aus dem Nichts auf und war auf einmal da. Die Frage, die uns wahrscheinlich alle betrifft und irgendwie bewegt, flatterte einfach in mein Postfach. Ausgerechnet am Valentinstag habe ich diese Frage erhalten. Nun, was der Hintergrund für diese Frage ist, kann man nur spekulieren. Aber darum geht es hier ja nicht.
Tja, die Sache mit der Einsamkeit ist eine schwierige Frage, weil sie gewissermaßen an unsere Basis geht. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen den Kontakt zu Menschen, die uns gut tun. Was aber, wenn dort niemand mehr ist? Vielleicht sind wir auch in ein sehr gutes Netzwerk eingebunden und haben Angst, dass wir diesen guten Kontakt verlieren?
Aus Studien wissen wir, dass Menschen, die in gute, soziale Netzwerke eingebunden sind, seltener krank werden. Gegen so fiese Grippeviren helfen jedoch noch nicht einmal soziale Kontakte. Daher kann es natürlich sein, dass auch Menschen, die gut in soziale Netzwerke eingebunden sind, doch einmal (oder gerade deswegen) von der Grippe betroffen sind. Auch hier macht sich der positive Effekt der sozialen Kontakte bemerkbar. Kontakte, die als positiv empfunden werden, unterstützen dabei, dass wir schneller gesund werden. Menschen nehmen uns in den Arm, bringen uns eine Tüte Obst vorbei oder kochen uns eine Hühnersuppe. Die positiven Effekte von anderen Menschen sind immens. Vielleicht ist die Angst vor der Einsamkeit auch eine Einladung, um dankbar zu sein für all die wundervollen Menschen, mit denen wir gerade etwas Zeit in unserem Leben teilen.
Ein Weg, um Einsamkeit vorzubeugen, ist daher auch die regelmäßige Pflege von sozialen Kontakten. Manchmal begegne ich Menschen in den Trainings und Coachings, die keine Zeit mehr für andere Menschen haben, weil sie so tief in ihrer Arbeit stecken. Da wird der Sportkurs gecancelt und der Termin mit dem besten Freund abgesagt, weil man unbedingt noch diese eine Sache im Job fertigbekommen möchte. Der Wunsch nach einem leeren Schreibtisch ist einfach so unendlich groß – und nachvollziehbar. Jedoch arbeiten die meisten von uns in Jobs und Branchen, wo es nie – wirklich niemals – einen leeren Schreibtisch oder eine freie Inbox geben wird. Auch, wenn du deinen Schreibtisch gern aufgeräumt verlässt und deine Inbox meinetwegen gut sortiert hast, gibt es im Hinterkopf noch diese vielen, offenen Aufgaben, die sich immer wieder bemerkbar machen. Das meine ich mit der Metapher des leeren Schreibtischs. Es ist also nie wirklich Leere, Stille oder Feierabend.
Der beste Weg, um Einsamkeit vorzubeugen, ist die regelmäßige Pflege von positiven, sozialen Kontakten. Gleichzeitig kann es auch sehr lohnend sein, wenn wir uns ab und zu ehrlich befragen, ob die Kontakte, die wir pflegen auch wirklich positiv für uns sind. Nicht selten sammeln sich im Laufe der Zeit Energieräuber, die uns dann mehr schaden als nützen.
Ergänzend dazu stellt sich für mich auch immer noch die Frage nach dem eigenen Maß an sozialen Kontakten. Wir Menschen sind – zum Glück – sehr unterschiedlich und haben ein unterschiedlich stark ausgeprägtes Bedürfnis nach sozialem Kontakt. Extrovertierte Persönlichkeiten tanken über den Kontakt mit Menschen auf, während introvertierte Menschen ausgedehnte Zeiten des Rückzugs brauchen, um Kraft zu schöpfen. Hier kann ein selbstkritischer Blick auch neue Erkenntnisse bringen. Manchmal brauchen wir nämlich viel weniger Kontakt, um glücklich zu sein, als wir denken, wenn wir uns an unserem überwiegend extrovertierten Freundeskreis orientieren.