Manchmal merken wir erst durch die schlichte Abwesenheit, welche Bedeutung jemand oder etwas für uns hatte.
Über unsere Gesundheit machen wir uns oft erst dann Gedanken, wenn die ersten ernsthaften Beschwerden eingetreten sind. Dann zwickt es nicht mehr nur im Rücken, sondern es schmerzt. Und wir beginnen, unsere Gesundheit oder wenigstens die schmerzfreie Zeit zu vermissen.
Wenn wir frisch verliebt sind, wollen wir die andere Person die ganze Zeit um uns herum haben. Doch die Verpflichtungen des Alltags beanspruchen unsere Zeit. Auch die Pläne, die wir vor der gemeinsamen Zeit gemacht haben, wollen gelebt und in Erfahrungen verwandelt werden. Wenn die Verliebten dann voneinander getrennt sind, schmerzt die Abwesenheit der anderen Person auch körperlich.
Braucht es denn erst die Abwesenheit und den empfundenen Mangel, damit wir die Bedeutung und den Wert erkennen?
Dazu vielleicht eine Anekdote aus meinem Leben. Es ist schon einige Jahre her, da stand ein größerer Umzug an, der nicht nur einen Wechsel der Wohnung, sondern auch einen neuen Lebensabschnitt bedeutete. In dieser Zeit sortierte ich meine Bücher aus und verkaufte oder verschenkte sie. Dieses Aussortieren und Aufräumen empfand ich als sehr befreiend, denn im Laufe der Jahre hatten sich einige Dinge angesammelt, die nicht mehr so recht in das aktuelle und auch nicht in das neue Leben passten. So landeten sehr viele Bücher in Kisten und verließen nach und nach die Wohnung, die einmal ein Zuhause war. Alles fühlte sich in diesem Moment richtig an. In diesen Wochen empfand ich immer wieder pure Erleichterung, denn mit den Büchern entsorgte ich nicht nur jede Menge physisches Gewicht, sondern auch die alten, längst überholten Vorstellungen verschwanden aus meinem Leben und hinterließen Raum für Neues.
Doch wenig später bemerkte ich, dass etwas fehlte. Meine Gedanken kreisten immer wieder um dieses eine Buch. Warum hatte ich es bloß weggegeben? Wieso hatte ich nicht früher erkannt, wie wichtig mir dieses Buch war? Es neu zu beschaffen war nur mit einigem Aufwand möglich. Irgendwann hatte ich genug von den Gedanken und fand einen Weg, das Buch erneut zu kaufen. Erst durch seine Abwesenheit hatte ich bemerkt, was es mir wirklich bedeutet. Es fehlte mir. Dieses Buch steht auch heute noch in meinem Bücherregal.
(Unter den vielen, vielen Büchern (und CDs), von denen ich mich in dieser Zeit trennte, war genau ein Buch, bei dem ich es später bereute, mich von ihm getrennt zu haben. Eins. Alle anderen hatten mich erleichtert und befreit zurückgelassen.)
Dass diese Erfahrung keine individuelle, sondern eine zutiefst menschliche ist, erlebe ich auch in diesen Tagen. Der Tod von Sinéad O’Connor ist ein tragisches Beispiel dafür. Die Anteilnahme, die ihr Tod weltweit auslöst, berührt mich auf eine besondere Weise. Auch wenn ich mich schon sehr lange nicht mehr aktiv mit ihr als Person und ihrer musikalischen Entwicklung befasste, wird mir nun sehr bewusst, welche Bedeutung ihre Courage nicht nur für mein Leben hatte.
Möge es uns allen gelingen, früher zu bemerken, welche Bedeutung Menschen oder Dinge für uns haben.
Mögen wir Wege finden, das Leben mit all seinen Facetten auszukosten.
Mögen wir den Mut haben, uns den Wellen des Lebens anzuvertrauen.
Für mich ist die Achtsamkeitspraxis ein Weg, um mehr Bewusstsein auch für diese Aspekte im Leben zu entwickeln. Es ist ein Weg und ein Prozess, den ich seit vielen Jahren mit Freude gehe.
Ist jetzt der Moment, an dem du los oder weiter gehst, um mehr Bewusstsein für das zu entwickeln, was ist?
Möchtest du neue, freundlichere Möglichkeiten finden, um mit dem umzugehen, was dir das Leben anbietet? Ich begleite dich gern auf deinem Weg.
Ein 1:1-Coaching kann ein Rahmen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sein. Oder du machst dich in einem MBSR-Kurs in einer unterstützenden Gruppe mit anderen gemeinsam auf den Weg. Die nächsten Termine für den MBSR-Kurs findest du hier (Link).
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